Balintgruppen
Einführung in die Balintarbeit:
Balintgruppen sind auf die Beziehung zwischen Ärztin/Arzt und Patient/-in fokussiert. Beziehungen zeichnen sich immer auch durch emotionale Beteiligung von beiden Seiten aus. Die Balintgruppenarbeit soll dem Arzt helfen, ein förderliches, reflektiertes Verständnis über den Patienten zu gewinnen. Dabei stehen eigene Gefühle und Verhaltensmuster so wie auch die der jeweilig vorgestellten Patientinnen und Patienten im Fokus. In der Gruppe und den hier sich manifestierenden Gefühlen und Körpersensationen bilden sich Aspekte des Falles ab, die letztlich dem Referenten helfen, die geschilderte therapeutische Beziehung besser zu verstehen. Dabei kommt es, wie in einem Orchester, auf jedes einzelne Gruppenmitglied an. Die Balintgruppen dienen dabei vor allem der Selbstfürsorge der Ärztin / des Arztes. Es geht hier in keiner Weise nur um Patienten mit psychischen Auffälligkeiten, sondern um missglückte Beziehungen zwischen Ärztin/Arzt und Patient-/in, die sich oft darin zeigen, dass man z.B. Fälle "mit nach Hause nimmt", man verärgert oder voller Sorge ist.
Ablauf einer Balintgruppe:
Am Beginn meiner Balintgruppe halte ich ganz gerne eine kurze Besinnungszeit ein. Diese kann dazu genutzt werden, in sich zu gehen und zu schauen, ob es vielleicht aus der eigenen Praxis schwierige Beziehungen gibt, die in der Gruppe angesprochen werden sollen.
Für eine Fallvorstellung stehen in einer Balintgruppe 90 Minuten zur Verfügung. Sollte es mehrere drängende Vorstellungswünsche von Arzt-Patienten-Beziehungen geben, wählt die Gruppe anhand KURZER Fallvignetten aus, mit welchem Fall sie sich beschäftigen möchte. Nach der Fallbeschreibung gibt es eine KURZE Runde mit drängenden Sachfragen aus der Gruppe an die Referentin/den Referenten (die Vorstellende/den Vorstellenden). Vielleicht gibt es auch eine spezielle Fragestellung von Seiten der Referentin/des Referenten, die von der Gruppe genauer betrachtet werden soll.
Danach nimmt sich die Referentin/der Referent aus der Gruppe etwas zurück und hört ab diesem Zeitpunkt zunächst zu. Dies wird in der Regel dadurch symbolisiert, dass sie/er seinen Stuhl ein wenig zurückschiebt. Die Gruppenteilnehmer sprechen oder schauen den Referenten danach bitte nicht mehr direkt an.
Etwa im letzten Drittel der 90 Minuten wird die Referentin/der Referent noch einmal in die Gruppe geholt und gefragt, wie die Gruppe gearbeitet hat, bzw. wie es ihm jetzt mit dem Fall geht und ob es noch eine Richtung gibt, in die noch weiter gearbeitet werden soll. Es folgen dann die letzte Sequenz der Gruppenarbeit und danach die abschließenden Worten der Referentin/des Referenten.
Grundhaltung in der Balintarbeit:
Vergessen Sie alles, alle Vorstellungen aus Ihrer Facharztkompetenz, alle Diagnosen und Diagnostiken, alles was Sie gelernt haben. Hören Sie zu und spüren Sie. Es gibt keine falschen Äußerungen in einer Balintgruppe. WICHTIGE REGEL ist jedoch, dass dem Referenten wohlwollend und zugewandt begegnet wird. Kritik an der fachlichen Kompetenz ist in der Balintarbeit fehl am Platze. Sonst äußern Sie alles, was Ihnen einfällt, was sie fühlen und wahrnehmen, egal wie seltsam es auch klingen mag. Die größte Herausforderung ist hierbei, eine Sprache dafür zu finden, wie die inneren Affekte und Körpersensationen beschrieben werden können. Wichtig hierbei ist, dass die Balintarbeit eine Selbsterfahrung oder Supervision nicht ersetzt, allenfalls ergänzt. Natürlich unterliegen die Inhalte der Gruppe der Schweigepflicht. Sollten Sie einen Patienten oder Angehörigen in der Fallvorstellung wiedererkennen, seien Sie so gut, mir einen kurzen Hinweis hierzu zu geben.
Vorgegebene Strukturen:
Für die Anerkennung der psychosomatischen Grundversorgung benötigen Sie 15 Doppelstunden Balintfallarbeit á 90 Minuten entsprechend 30 Unterrichtseinheiten á 45 Minuten. Diese Stunden dürfen nicht an einem Stück (also z.B. in einem Wochenseminar) abgeleistet werden, sondern sollen in einem Zeitraum von mindestens einem halben Jahr stattfinden. Die Gruppe setzt sich aus 8 bis maximal 12 Teilnehmern zusammen und wird durch eine/n psychotherapeutisch tätige/n Ärztin/Arzt geleitet, der eine Zusatzqualifikation als Balintgruppenleiter und eine Weiterbildungsberechtigung für diesen Bereich hat. Unzulässig ist eine Konstellation, in der zwischen dem Leiter und dem Teilnehmer ein hierarchisches Abhängigkeitsgefüge besteht. Die 15 Doppelstunden müssen als Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden, mindestens die Hälfte dieser Stunden in physischer Präsenz. Mindestens der erste und der letzte Gruppenblock sollte in Präsenz durchgeführt werden. Die Gruppen sollten über die 15 Doppelstunden stets aus einem festen Teilnehmerkreis bestehen.
Wenn Sie ggf. weitere Fragen zur Balintarbeit haben, schicken Sie mir gerne eine E-Mail oder rufen Sie mich unter der angegebenen Telefonnummer an und sprechen Sie mir auf den Anrufbeantworter. Ich rufe Sie dann schnellstmöglich zurück.
Ich biete eine kontinuierliche Balintgruppe mit jeweils 10-11 Terminen im Jahr in meinen Praxisräumen an. Nähere und aktualisierte Informationen hierzu erhalten Sie auf der Homepage der deutschen Balintgesellschaft unter folgendem Link:
https://balintgesellschaft.de/balintgruppen-vor-ort
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